DE19530508A1 - Tapete mit einer Sichtseitenschicht aus Polyethylen und Verfahren zu deren Herstellung - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft eine mehrschichtige Tapete, deren sichtseitige Schicht aus Polyethylen besteht, welche mit einer Trägerschicht verbunden ist. Die Trägerschicht kann aus Papier oder anderen, überwiegend Cellulosefasern ent­ haltenden Flächengebilden bestehen.

Durch die genannten Merkmale gekennzeichnete Tapeten sind bereits bekannt und werden z. B. in den DE-Gebrauchs­ mustern 86 00 174 und 94 02 973 in verschiedener Ausfüh­ rung beschrieben.

Bekanntlich weisen Tapeten, die an ihrer Oberseite eine Kunststoffschicht tragen, eine Reihe von Vorteilen gegen­ über reinen Papiertapeten auf. Wegen ihrer Unempfindlich­ keit gegenüber Wasser sind sie abwaschbar und daher leicht zu reinigen. Infolge der Festigkeit, Elastizität und Geschlossenheit ihrer Oberfläche resultiert eine re­ lativ hohe Stabilität gegenüber mechanisch einwirkenden Kräften sowohl bei der Verarbeitung als auch im Gebrauch.

Unter den Kunststoffen, die für die Tapeten-Deckschichten bisher bekannt sind und praktisch eingesetzt werden, nimmt Polyethylen eine besondere Stellung aufgrund seiner chemischen Eigenschaften ein. Es erweist sich gegenüber zahlreichen Lösungsmitteln wesentlich weniger empfindlich als z. B. Polyacrylate ("Acryltapete") oder Polyvinyl­ chlorid ("Vinyltapete"). Während letztgenanntes im Falle eines Brandes giftige Gase (Chlorwasserstoff) entwickelt, verbrennt Polyethylen rückstandslos zu den auch in der Natur vorkommenden Stoffen Wasser und Kohlendioxid. Hin­ sichtlich der Herstellung, Verarbeitung und Entsorgung gehört Polyethylen zu den hygienisch unbedenklichsten und umweltfreundlichsten Kunststoffen.

Bei den Tapeten nach DE-Gebrauchsmuster 86 00 174 wird Polyethylen in Form von Folien mit relativ niedrigen Flä­ chenmassen eingesetzt, die auch mattiert, in Substanz ge­ färbt, oberflächlich aufgerauht und gegebenenfalls auch bedruckt sein können. Allerdings wird wegen der be­ grenzten Haftungsfähigkeit der Druckfarben auf der glat­ ten Folienoberfläche das Bedrucken der Papierträger­ schicht empfohlen. Wegen der Verschleierung des Druck­ bildes verbieten sich dann aber offensichtlich mattierte und gefärbte Folien. Um bei den vorgeschlagenen Tapeten das Durchdringen von Farbflecken aus dem Untergrund zu vermeiden, werden schwere, mehrlagige Papierträgerschich­ ten mit Flächenmassen bis zu 230 Gramm pro Quadratmeter verwendet. Damit können zwar relativ tiefstrukturierte Prägungen erzielt werden, jedoch bereiten die karton­ ähnlich steifen Endprodukte bei der Verarbeitung er­ fahrungsgemäß Schwierigkeiten.

Diese Nachteile sollen Tapeten nach DE-Gebrauchsmuster 94 02 973 vermeiden, bei denen Deckschichten aus geschäumtem Polyethylen eingesetzt werden, welche die Trägerschichten aus leichteren, aber ebenfalls mehrlagigen Papieren in ihrer Dicke erheblich übertreffen. Die Polyethylenschicht kann auch hier farblos oder gefärbt, bedruckt und durch Prägung oder Aufrauhung strukturiert sein. Allerdings er­ fordert die Aufbringung der Polyethylen-Deckschicht durch direkte Extrusion spezielle technische Vorrichtungen, wie auch die alternativ vorgeschlagene Verarbeitung vorge­ schäumter Polyethylenfolien auf herkömmlichen Maschinen der Papiertapetenfertigung nicht ohne weiteres möglich ist.

Aus bauphysikalischer Sicht mangelt es den bisher vorge­ schlagenen Polyethylen-Deckschichten und den damit herge­ stellten Tapeten an Atmungsaktivität infolge unzureichen­ der Gasdurchlässigkeit.

Die Verlegung von Tapeten der vorgenannten Art erfordert wegen ihres kompakten Aufbaus und ihrer hohen Flächenmas­ sen meistens die Anwendung spezieller, verstärkter Klebe­ mittel, z. B. Dispersionskleber, die bei der Trocknung zur wasserfesten Verbindung von Tapete und Untergrund führen. Infolge der geschlossenen Oberfläche einerseits und der Festigkeit der Verklebung mit dem Untergrund andererseits ist die Wiederentfernung der Tapeten sehr erschwert und kostenaufwendig.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Tapete der eingangs gekennzeichneten Art ohne Verzicht auf die be­ kannten, sich aus der Verwendung von Polyethylen-Deck­ schichten ergebenden Vorteile, weiterzuentwickeln und so auszubilden, daß bei Gewährleistung einer hohen Stabili­ tät die Flächenmasse der Trägerschicht vermindert werden kann und daß eine atmungsaktive und nach der Verarbeitung trocken spaltbare Tapete resultiert.

Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Sichtseitenschicht aus einem thermisch-mechanisch verfestigtem Faservlies aus Polyethylen (PE)-Endlosfasern besteht (Anspruch 1). Derartige Faservliese sind sowohl trocken als auch naß bilateral hochfest und unter praxis­ üblichen Beanspruchungen unzerreißbar. Ihre mikroporöse Feinstruktur ermöglicht es, Tapeten der eingangs gekenn­ zeichneten Art so auszubilden, daß ohne Verzicht auf den Schutz des Untergrundes gegen Wasser die angestrebte At­ mungsaktivität als bauphysikalisch wertvolle Eigenschaft erzielt wird. Infolge der mehrfachen Lichtbrechung zwi­ schen den PE-Feinfasern und der eingeschlossenen Luft be­ sitzen die Faservliese ohne zusätzliche Mattierungsmittel eine hohe Opazität, die einen erheblichen Beitrag zur op­ tischen Untergrundabdeckung erbringt. Zusätzlich wirkt, insbesondere bei nicht bedruckten und schwach geprägten Tapeten, das arteigene Faserwirbelbild. Als Polyethylen (PE) wird Hochdruck-Polyethylen (HDPE) bevorzugt.

Vorteilhafterweise beträgt die Flächenmasse der PE- oder HDPE-Faservliese 35 Gramm pro Quadratmeter oder mehr (Anspruch 2). Technisch und wirtschaftlich besonders zweckmäßig sind Deckschichten dieser Art mit Flächen­ massen zwischen 40 und 60 Gramm pro Quadratmeter, ohne jedoch die Erfindung darauf zu beschränken (Anspruch 3).

Die PE-Faservliese können zwecks Variation der Ober­ flächenbeschaffenheit beständig coronabehandelt sein (Anspruch 4), was sich vor allem für die weitere Ver­ edlung vorteilhaft erweist.

Das Laufverhalten auf Maschinen und die Handhabung der Tapeten bei der Verarbeitung kann durch eine antistati­ sche Ausrüstung der PE-Faservliese verbessert werden (Anspruch 5); insbesondere wird dadurch auch die Attrak­ tion von Verunreinigungen während der Herstellung und beim Gebrauch der Tapeten minimiert.

Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß PE-Faser­ vliese mit lösungsmittelfreien, wasserbasierten Pigment­ farben einwandfrei wisch- und wasserfest bedruckbar und damit die an Tapeten gestellten Anforderungen erfüllbar sind (Anspruch 6). Somit können umweltverträgliche Druck­ farben verwendet werden und es entfällt die Ein­ schränkung, die Farbgebung auf der Trägerschicht ausfüh­ ren zu müssen.

Weiterhin war die Feststellung überraschend, daß ein er­ findungsgemäßer Kaschierverbund von PE-Faservlies und ei­ ner Trägerschicht, vorzugsweise einer Papierträgerschicht zu einer Tapete führt, die nach der Verlegung an der Ka­ schierschicht trocken spaltbar ist (Anspruch 7). Hierbei ist es vorteilhaft, die Tapete mit Hilfe eines wasserfest trocknenden Dispersionsklebers zu verlegen.

Bei beabsichtigter Erneuerung der Wandbekleidung kann beispielsweise die PE-Deckschicht (nach örtlich eng be­ grenzter mechanischer Lockerung am Tapetenrand) durch vertikal von der Wand weggerichteten kräftigen Zug in ganzer Bahn von der Papierschicht abgetrennt werden, wo­ bei letztere fest mit dem Untergrund verbunden bleibt. Diese Trennung von Polyethylen und Papier erleichtert ei­ nerseits die Entsorgung des Polyethylenabfalls in Form eines nahezu sortenreinen recycelbaren Materials und an­ dererseits bildet das an der Wand verbleibende Papier ge­ meinsam mit der stabilen Kleberschicht eine den Unter­ grund gut abschirmende Makulatur für die Neutapezierung.

Als Trägerschichten kommen vorzugsweise Flächengebilde zum Einsatz, bei denen Cellulosefasern den überwiegenden Bestandteil bilden, wie Papiere oder vliesartige Gebilde. Es eignen sich bereits einfache Unterbahnpapiere mit Flä­ chenmassen vorzugsweise bis zu 130 Gramm pro Quadrat­ meter, ebenso aber auch mehrlagige Papiere, ohne daß die erfindungsgemäßen Tapeten hinsichtlich ihrer Papier- Träger-Schichten auf bestimmte Flächenmassen beschränkt sind (Ansprüche 8, 9 und 10).

Allgemein, vorzugsweise jedoch bei der Verwendung ein­ facher Unterbahnpapiere für die Trägerschichten, erweist sich die Beimischung anorganischer Weißpigmente wie Titandioxid zum Kaschiermittel vorteilhaft für das opti­ sche Erscheinungsbild der Tapeten (Anspruch 15).

Die erfindungsgemäßen Tapeten eignen sich besonders in der Ausführung als geprägte Tapeten (Anspruch 11) mit ei­ ner gegenüber reinen Papiertapeten verbesserten Präge­ stabilität.

Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung erläu­ tern, ohne sie darauf zu beschränken.

Beispiel 1

Ein verfestigtes, beständig coronabehandeltes und anti­ statisch ausgerüstetes Faservlies aus Hochdruck-Poly­ ethylenendlosfasern mit einer Flächenmasse von ca. 42,5 Gran pro Quadratmeter wird mit wasserbasierten Pigment­ farben, wie sie zum Bedrucken von Papiertapeten üblich sind, im Tiefdruckverfahren in bekannter Weise bedruckt, getrocknet und aufgerollt. In einem zweiten Arbeitsgang wird diese bedruckte Polyethylenbahn auf einer Kaschier- Präge-Anlage mit Hilfe eines wäßrigen Kaschierklebers auf Basis von Polyvinylacetat, der 9,5 Masseprozent Titandioxid enthält, mit einer Unterbahn aus Papier der Flächenmasse 120 Gramm pro Quadratmeter verbunden und un­ mittelbar anschließend kalt geprägt, getrocknet und wie üblich konfektioniert.

Im Ergebnis erhält man einen an der Oberfläche farbig ge­ musterten, durch Prägung stabil strukturierten zwei­ lagigen Schichtverbund, der als Wandbekleidung (Tapete) verwendbar ist und die in der Beschreibung aufgeführten vorteilhaften Eigenschaften besitzt.

Beispiel 2

Ein Flächengebilde aus Polyethylen der gleichen Art wie in Beispiel 1, jedoch mit einer Flächenmasse von ca. 55 Gramm pro Quadratmeter, wird ohne vorherige Bedruckung in gleicher Weise wie in Beispiel 1 mit einer Unterbahn aus Papier, deren Flächenmasse 100 Gramm pro Quadratmeter be­ trägt, kaschiert, geprägt und fertiggestellt. Der Ka­ schierkleber enthält 8 Masseprozent Titandioxid. Im Ergebnis erhält man ein analoges Erzeugnis wie in Bei­ spiel 1, jedoch in Gestalt einer einheitlich weißen, nur durch den Prägeeffekt strukturierten Tapete.

Claims (16)

1. Tapete mit einer Sichtseitenansicht aus Polyethylen und einer Trägerschicht, dadurch gekennzeichnet, daß die Sichtseitenschicht als verfestigtes Faservlies aus Poly­ ethylen (PE)-Endlosfasern, vorzugsweise aus Hochdruck- Polyehtylen (HDPE)-Endlosfasern ausgebildet ist.

2. Tapete nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Sichtseitenschicht eine Flächenmasse von 35 Gramm pro Quadratmeter oder mehr besitzt.

3. Tapete nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Flächenmasse der Sichtseitenschicht 40 bis 60 Gramm pro Quadratmeter beträgt.

4. Tapete nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Sichtseitenschicht beständig coronabehandelt ist.

5. Tapete nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Sichtseitenschicht antistatisch ausgerüstet ist.

6. Tapete nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Sichtseitenschicht eine Bedruckung auf der Vorderseite aufweist.

7. Tapete nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch ge­ kennzeichnet, daß der Schichtverbund der Tapete nach ih­ rer Verarbeitung trocken spaltbar ist.

8. Tapete nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Trägerschicht aus einem überwie­ gend Cellulosefasern enthaltenden Flächengebilde besteht.

9. Tapete nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Trägerschicht aus einer Papier­ schicht besteht.

10. Tapete nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Trägerschicht aus mehrschichtigem Papier besteht.

11. Tapete nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß sie durch Prägung erzeugte Strukturen aufweist.

12. Verfahren zur Herstellung der Tapete gemäß Ansprü­ chen 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Fa­ servlies aus Polyethylen-Endlosfasern in einer Kaschier- Prägeanlage mittels eines wäßrigen Kaschierklebers mit einer Bahn aus einem überwiegend aus Cellulosefasern be­ stehenden Flächengebilde verbindet, die dabei resultie­ rende Tapete prägt, dann trocknet und in üblicher Weise konfektioniert.

13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Faservlies aus Hochdruck-Polyethylen-Endlos­ fasern einsetzt.

14. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 und 13, da­ durch gekennzeichnet, daß man ein Faservlies aus Poly­ ethylen-Endlosfasern einsetzt, das mit Pigmentfarben auf Wasserbasis bedruckt wurde.

15. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 14, da­ durch gekennzeichnet, daß man einen anorganische Weißpig­ mente, wie Titandioxid enthaltenden Kaschierkleber ver­ wendet.

16. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 15, da­ durch gekennzeichnet, daß man das Faservlies mit einer Papierbahn verbindet.