Wässriges fluormodifiziertes Polyurethansystem für Anti-Graffiti- und Anti-Soiling-Beschichtungen
Beschreibung
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein wässriges fluormodifiziertes ein- oder zweikomponentiges Polyurethan-System für Antigraffiti- und Antisoiling-Beschichtungen basierend auf einer wässrigen Lösung oder Dispersion von gegebenenfalls hydroxy- und/oder aminofunktionellen Oligo- bzw. Polyurethanen mit fluorierten Seitenketten als Bindemittel- Komponente und gegebenenfalls wasseremulgierbaren Polyisocyanaten als Vernetzer-Komponente sowie dessen Verwendung.
Die meisten polymeren high-performance Beschichtungsmaterialien haben zwar sehr gute mechanische Eigenschaften, besitzen jedoch hohe Oberflächenenergien. Durch eine gezielte chemische Modifikation dieser Systeme mit fluorierten Building-Blocks ist es möglich, die spezifischen Oberflächeneigenschaften fluorierter Materialien mit den individuellen Eigenschaften der Basis-Polymere bzw. -Copolymere zu verbinden. Vorteilhaft erweist sich hierbei, dass oft nur geringe Mengen der teuren Fluorverbindungen benötigt werden, um die gewünschten Oberflächeneigenschaften zu erzielen.
Die zu nehmende N achfrage nach schmutzabweisend en , witterungsbeständigen Beschichtungen führte in letzter Zeit zur Entwicklung neuer Fluorpolymere für Beschichtungssysteme, welche die Nachteile herkömmlicher Fluorpolymere nicht mehr aufweisen. Diese neue Generation von fluorkohlenstoffbasierenden Polymeren für Beschichtungssysteme sind in gängigen organischen Lösemitteln löslich, können auch bei Normaltemperatur ausgehärtet werden und zeigen eine verbesserte Verträglichkeit mit kommerziellen Härtern.
In der Beschichtungstechnologie wurde in den letzten Jahren ökologischen Aspekten, auch im Hinblick auf die Einhaltung bestehender Emissionsrichtlinien, zunehmende Bedeutung beigemessen. Besonders vordringlich ist dabei die Reduzierung der in Beschichtungssystemen verwendeten Mengen an flüchtigen organischen Lösemitteln (VOC, volatile organic compounds).
Die Bindemittel-Klasse der wässrigen bzw. wasserbasierenden Polyurethane als Alternative zu herkömmlichen lösemittelbasierenden Polyurethan- Systemen ist seit über 40 Jahren bekannt. Das Eigenschaftsprofil der wässrigen Polyurethane wurde in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich verbessert, was durch eine Vielzahl von Patentschriften und Veröffentlichungen zu diesem Themenkreis eindrucksvoll belegt wird. Zur Chemie und Technologie der wasserbasierenden Polyurethane sei auf D. Dieterich, K. Uhlig in Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, Sixth Edition 2001 Electronic Release. Wiley-VCH; D. Dieterich in Houben-Weyl, Methoden der Organischen Chemie. Bd. E20, H. Bartl, J. Falbe (Hrsg.), Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1 987, S. 1 641 ff.; D. Dieterich, Prog. Org. Coat. 9 ( 1 981 ) 281 -330; J. W. Rosthauser, K. Nachtkamp, Journal of Coated Fabrics 1 6 (1 986) 39-79; R. Arnoldus, Surf. Coat. 3 (Waterborne Coat.) ( 1 990), 1 7998 verwiesen.
Wässrige, colösemittelarme bzw. extrem VO C-red uzierte Zweikomponentige-Polyurethan-Systeme, die aufgrund ihres hohen Eigenschaftsniveaus in Beschichtungssystemen von großer Bedeutung sind, stellen inzwischen in Verbindung mit wasseremulgierbaren Polyisocyanat- Härtersystemen zur chemischen Nachvernetzung eine Alternative zu den entsprechenden lösemittelhaltigen Systemen dar.
Wasserbasierende Copolymer-Dispersionen bzw. -Emulsionen, basierend auf perfiuoralkylgruppenhaltigen Monomeren, sind schon seit längerem bekannt. Sie dienen zur Hydro- und Oleophobierung, vor allem von Textilien
bzw. Teppichen auch in Verbindung mit weiteren Textilhilfsmitteln, vorausgesetzt die Perfluoralkylgruppen sind linear und enthalten mindestens 6 Kohlenstoff-Atome.
Zur Herstellung dieser Copolymer-Dispersionen bzw. Emulsionen via Emulsionspolymerisation werden unterschiedliche Emulgatorsysteme verwendet und man erhält je nach Art des verwendeten Emulgatorsystems anionisch oder kationisch stabilisierte Copolymer-Dispersionen bzw. Emulsionen mit unterschiedlichen anwendungstechnischen Eigenschaften.
Wässrige Dispersionen von Perfluoralkyl-Gruppen enthaltenden Propfcopolymerisaten und ihre Verwendung als Hydrophobierungs- und Oleophobierungsmittel sind aus der Patentliteratur bereits seit einiger Zeit bekannt.
EP 0452774 A1 und DE 3407362 A1 beschreiben ein Verfahren zur Herstellung von wässrigen Dispersionen von Copolymerisaten und/oder Pf ropf copolymerisaten aus ethylenisch ungesättigten Perfluoralkylmonomeren und nicht-fluormodifizierten ethylenisch ungesättigten Monomeren, wobei als Pfropfgrundlage wässrige emulgatorfreie Polyurethan-Dispersionen verwendet wurden.
In DE 3607773 C2 werden Perfluoralkylliganden enthaltende Polyurethane beschrieben, die in Form einer wässrigen Dispersion, jedoch unter Verwendung externer Emulgatoren, oder in Form einer Lösung in einem organischen Lösemittel(gemisch) ausschließlich zur Ausrüstung von Textilmaterialien und von Leder verwendet werden.
Perfluoralkyl-Gruppen enthaltende Polyurethane zur Oleophob- und Hydrophob-Ausrüstung von Textilien sind auch in den Patenten DE 1468
295 A1, DE 17 94356 A1, DE 33 19 368 A1, EP 0 103752 A1, US
3,398,182 B1, US 3,484,281 B1 und US 3,896,251 B1 beschrieben.
Diese Verbindungen erfordern allerdings für die Anwendung große Mengen und zeigen eine ungenügende Haftung auf dem Substrat.
WO 99/26992 A1 beschreibt wässrige fluor- und/oder silikonmodifizierte Polyurethan-Systeme mit geringen Oberflächenenergien, die zu wässer- und lösemittelstabilen harten Polyurethan-Filmen mit anti-fouling Eigenschaften aushärten. Die Patentansprüche umfassen hier die folgende beiden Perfluoralkylkomponenten:
Rf-SO2N-(Rh-OH)2
(mit Rf = Perfluoralkyl-Gruppe mit 1 -20 C-Atomen und Rh = Alkyl- Gruppe mit 1 -20 C-Atomen) und
RfR ' fCF-CO2CH2CR(CH2OH)2
(mit Rf = C4-C6-Fluoralkyl, R ' f = CrC3-Fluoralkyl und R = CrC2-Alkyl)
In Wasser dispergierbare Sulfo-Polyurethan- oder Sulfo-Polyharnstoff- Zusammensetzungen mit niedriger Oberflächenenergie, speziell für tinteaufnehmende Beschichtungen, werden in EP 0 71 7 057 B1 beschrieben, wobei die hydrophoben Segmente aus Polysiloxan- Segmenten oder einer gesättigten fluoraliphatischen Gruppe mit 6-1 2 Kohlenstoff-Atomen bestehen, von denen wenigstens 4 vollständig fluoriert sind.
Wässrige Dispersionen von wasserdispergierbaren Polyurethanen mit Perfluoralkyl-Seitenketten ohne die Verwendung externer Emulgatoren sind in EP 0 339 862 A1 beschrieben. Als isocyanat-reaktive Komponente wird hier ein fluoriertes Polyol verwendet, das durch freie radikalische Addition eines Polytetramethylenglykols an ein fluoriertes Olefin (siehe EP 0 260 846 B1 ) erhalten worden ist. Die erhaltenen Polyurethan-Dispersionen
besitzen aber durchweg Festkörpergehalte von unter 30 Gew.-% und benötigen zudem erhebliche Mengen an hydrophiler Komponente. Die Oberflächenenergien der getrockneten Filme betragen immer noch > 30 dyne cm"1.
Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein System für Antigraffiti- und Antisoiling-Beschichtungen mit verbesserten Material- und Applikationseigenschaften unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und physiologischer Aspekte zu entwickeln.
Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß gelöst durch Bereitstellung eines wässrigen schmutzabweisenden Ein- oder Zweikomponenten-Polyurethan- Systems mit fluorierten Seitenketten. Das System enthält eine Bindemittel- Komponente und gegebenenfalls eine Vernetzer-Komponente. Das erfindungsgemäße System ist erhältlich durch
(a) die Herstellung einer Bindemittel-Komponente auf Basis einer wässrigen Lösung oder Dispersion von niedermolekularen hydroxy- und/oder aminofunktionellen Oligo- bzw. Polyurethanen, wobei man
(a.,) 2,5 bis 1 2 Gewichtsteile einer fluormodifizierten Polyolkomponente (A) (i) mit zwei oder mehr gegenüber Isocyanaten reaktiven Hydroxyl-Gruppen und einer mittleren Molekularmasse von 500 bis 2000 Dalton, 10 bis 50 Gewichtsteile einer hochmolekularen Polyol-Komponente (A)(ii) mit zwei oder mehr gegenüber Polyisocyanaten reaktiven Hydroxyl-Gruppen und einer mittleren
Molekularmasse von 500 bis 6000 Dalton sowie 0 bis 10 Gewichtsteile einer niedermolekularen Polyol-Komponente (A)(iii) mit zwei oder mehr gegenüber Polyisocyanaten reaktiven Hydroxyl-Gruppen und einer mittleren Molekularmasse von 50 bis 499 Dalton mit 2 bis 30 Gewichtsteilen einer Polyisocyanat-
Komponente (B), bestehend aus mindestens einem Polyisocyanat, Polyisocyanat-Derivat oder Polyisocyanat-Homologen mit zwei oder
mehr aliphatischen oder aromatischen Isocyanat-Gruppen unter Zugabe von 0 bis 25 Gewichtsteilen einer Lösemittel-Komponente (C), bestehend aus einem inerten organischen Lösemittel, gegebenenfalls in Gegenwart eines Katalysators zur Reaktion bringt,
(a2) das Polyurethan-Preaddukt aus Stufe (a.,) mit 1 bis 10 Gewichtsteilen einer niedermolekularen und anionisch modifizierbaren Polyol- oder Polyamin-Komponente (A)(iv) mit zwei oder mehr gegenüber Polyisocyanaten reaktiven Hydroxyl- und/oder Amino-Gruppen und einer oder mehreren inerten Carbonsäure- und/oder Sulfonsäure- Gruppe(n), welche mit Hilfe von Basen teilweise oder vollständig in Carboxylat- bzw. Sulfonatgruppen überführt werden können oder bereits in Form von Carboxylat und/oder Sulfonat-Gruppen vorliegen, mit einer mittleren Molekularmasse von 100 bis 1 000 Dalton und/oder mit 0 bis 20
Gewichtsteilen einer polymeren Diolkomponente (A)(v) mit zwei oder mehreren gegenüber Polyisocyanaten reaktiven Hydroxyl-Gruppen und weiteren gegenüber Polyisocyanaten inerten hydrophilen Gruppen mit einer Molekularmasse von 500 bis 5000 Dalton, gegebenenfalls in Gegenwart eines Katalysators umsetzt,
(a3) die freien Isocyanat-Gruppen des Polyurethan Prepolymers aus Stufe (a2) vollständig oder teilweise mit 0 bis 1 5 Gewichtsteilen einer multifunktionellen Kettenstopper-Komponente (D) mit drei oder mehr gegenüber Isocyanat-Gruppen reaktiven Hydroxyl- und/oder primären und/oder sekundären Amino-Gruppen und einer mittleren Molekularmasse von 50 bis 500 Dalton umsetzt, von denen eine mit dem Polyurethan-Preaddukt abreagiert,
(a4) das multifunktionelle Polyurethan- Oligomer oder -Polymer aus Stufe (a3) zur teilweisen oder vollständigen Neutralisation der
Säure-Gruppen mit 0, 1 bis 1 0 Gewichtsteilen einer Neutralisations-Komponente (E) versetzt und anschließend
(a5) das neutralisierte Polyurethan-Oligomer oder -Polymer aus Stufe (a4) in 40 bis 1 20 Gewichtsteilen Wasser, welches noch 0 bis 50
Gewichtsteile einer Formulierungs-Komponente (F) enthalten kann, dispergiert und
(a6) das nur teilweise kettengestoppte Polyurethan-Oligomer oder -Polymer aus Stufe (a5) noch mit 0 bis 10 Gewichtsteilen einer
Kettenverlängerungs-Komponente (G) mit zwei oder mehr gegenüber Isocyanat-Gruppen reaktiven primären und/oder sekundären Amino-Gruppen und einer Molekularmasse von 50 bis 500 Dalton umsetzt
sowie gegebenenfalls
(b) die anschließende Umsetzung der Bindemittel-Komponente aus den Stufen (a4), (a5) oder (a6) mit 20 bis 100 Gewichtsteilen einer Vernetzer-Komponente (H), wobei als Vernetzer-Komponente (H) wasserdispergierbare Polyisocyanate mit aliphatisch und/oder cycloaliphatisch und/oder aromatisch gebundenen Isocyanat- Gruppen eingesetzt werden, welche 0 bis 20 Gewichtsteile eines organischen Lösemittels enthalten können.
Überraschenderweise wurde gefunden, dass die durch die im Oligo- oder Polyurethan-Polymer enthaltenen fluorierten Seitengruppen bewirkte Hydrophobierung der Bindemittel-Komponente nicht zu einer Erhöhung der anionischen Hydrophilierung mit Salzgruppen führt (30-45 meq/1 00g Festharz) und dass die ausgehärteten Filme bereits mit sehr geringen Fluorgehalten (0,5 bis 5 Gew.-% und vorzugsweise 0,5 bis 2,0 Gew.-% bezogen auf das Festharz) sehr niedrige Oberflächenenergien aufweisen.
In der Zweikomponenten-Anwendung lässt sich auch die Vernetzer- Komponente, insbesondere Polyisocyanate ohne permanente hydrophile Modizierung, sehr leicht durch einfache Emulgiertechniken, beispielsweise durch Verwendung eines mechanischen Rührwerkes oder durch einfaches Mischen der beiden Komponenten per Hand, in die fluormodifizierte Bindemittel-Komponente einarbeiten, wodurch eine feine homogene Verteilung der Polyisocyanat-Tröpfchen in der Bindemittel-Komponente gewährleistet ist.
Das erfindungsgemäße wässrige fluormodifizierte Polyurethan-System für Anti-Graffiti und Anti-Soiling-Beschichtungen ist definiert durch ein mehrstufiges Herstellungsverfahren. In der Reaktionstufe (a) wird zunächst eine lösemittelarme oder -freie Bindemittel-Komponente auf Basis einer wässrigen Lösung oder Dispersion von gegebenenfalls hydroxy- und/oder aminofunktionellen Oligo- oder Polyurethanen mit fluorierten Seitenketten hergestellt, die dann gegebenenfalls in der Reaktionstufe (b) mit einer Vernetzer-Komponente auf Basis wasserdispergierbarer Polyisocyanate weiter zu einem wässrigen hochvernetzten Zweikomponenten-Polyurethan- Beschichtungssystem umgesetzt wird.
Die Herstellung der Bindemittel-Komponente erfolgt mit Hilfe eines modifizierten Prepolymer Mixing Process, dem sogenannten High Solids Process (HSP Technology) . Hohe Scherkräfte sind dabei nicht erforderlich, so dass z.B. schnelllaufende Rührer, Dissolver oder Rotor/Stator-Mischer verwendet werden können.
Zur Durchführung dieses Verfahrens werden unter Anwendung der in der Polyurethan-Chemie üblichen Techniken in der Reaktionsstufe (a.,) 2,5 bis 1 2 Gewichtsteile einer fluormodifizierten Polyolkomponente (A)(i), 1 0 bis 50 Gewichtsteile einer hochmolekularen Polyol-Komponente (A)(ii) sowie gegebenenfalls 0 bis 10 Gewichtsteile einer niedermolekularen Polyol- Komponente (A) (iii) mit 2 bis 30 Gewichtsteilen einer Polyisocyanat-
Komponente (B) unter Zugabe von 0 bis 25 Gewichtsteilen einer Lösemittel-Komponente (C), gegebenenfalls in Gegenwart eines Katalysators, teilweise oder vollständig zur Reaktion gebracht, wobei die Hydroxyl-Gruppen der Komponenten (A)(i), (A)(ii) und (A)(iii) teilweise oder vollständig mit den Isocyanat-Gruppen der Komponente (B) umgesetzt werden.
Die Herstellung des Polyurethan-Preaddukts gemäss Reaktionsstufe (a.,) erfolgt vorzugsweise in der Weise, dass zunächst die Komponente (B) innerhalb eines Zeitraumes von einigen Minuten der Komponente (A)(i), gegebenenfalls gelöst in der Komponente (C) zugesetzt wird und anschließend innerhalb eines Zeitraumes von einigen Minuten bis zu einigen Stunden ein Gemisch aus den Komponenten, (A) (ii), (A)(iii) und gegebenenfalls (C) zugesetzt bzw. zudosiert wird oder alternativ dazu das Gemisch aus den Komponenten (A)(i), (A)(ii),(A)(iii) und gegebenenfalls (C) innerhalb eines Zeitraumes von einigen Minuten bis zu einigen Stunden der Komponente (B) zugesetzt bzw. zudosiert wird. Zur Verringerung der Viskosität kann in der Reaktionsstufe (a.,) eine Lösemittel-Komponente (C) in geringen Mengen eingesetzt werden.
Die fluormodifizierte Polyolkomponente (A)(i) enthält zwei oder mehr gegenüber Isocyanaten reaktive Hydroxyl-Gruppen und weist eine mittlere Molekularmasse vom 500-2000 Dalton (Zahlenmittel) auf. Sie besteht vorzugsweise aus dem Umsetzungsprodukt bzw. Makromonomer von monofunktionellen Fluoralkoholen, aliphatischen und/oder aromatischen Diisocyanaten, und einem Dialkanolamin, insbesondere Diethanolamin. Als Fluoral ko hole kö n nen Perfluoral kyl alkoho le mit termi n alen Methylen-Gruppen (Kohlenwasserstoff-Spacern) der allgemeinen Formel
F(CF2)x-(CH2)y-OH, mit x = 4-20 und y = 1 -6
sowie handelsübliche Gemische von diesen (z.B. Zonyf BA, Du Pont de Nemours) oder Hexafluorpropenoxid (HFPO)-Oligomer-Alkohole der allgemeinen Formel
CF3CF2CF2O-(CF(CF3)CF2O)z-CF(CF3)CH2-OH, mit z = 1-10
(z.B. Krytox , Du Pont de Nemours) oder aber Gemische aus beiden eingesetzt werden.
Der Fluoralkohol wird zunächst bei einer Temperatur zwischen 0 und 30 ° C unter Zusatz eines Katalysators sowie eines geeigneten Lösemittels zum entsprechenden Diisocyanat innerhalb eines Zeitraumes von 30-60 Minuten zugetropft und in der Weise zur Reaktion gebracht, dass nur eine Isocyanat-Gruppe umgesetzt wird. In einem weiteren Schritt wird das entstandene Preaddukt innerhalb von einigen Minuten unter Kühlung in Diethanolamin eingetropft.
Geeignete Lösemittel sind z.B. N-Methylpyrrolidon (NMP) oder Tetrahydrofuran.
Gebräuchliche Katalysatoren für Polyadditions-Reaktionen an Polyisocyanate sind beispielsweise Dibutylzinnoxid, Dibutylzinndilaurat (DBTL), Triethylamin, Zinn(ll)-octoat, 1 ,4-Diaza-bicyclo[2,2,2]octan (DABCO), 1 ,4-Diaza-bicyclo[3,2,0]-5-nonen (DBN), 1 ,5-Diaza-bicyclo [5,4,0]-7-undecen (DBU).
Die Polyol-Komponente (A)(ii) besteht aus einem hocholekularen Polyol mit zwei oder mehr gegenüber Polyisocyanaten reaktiven Hydroxyl- Gruppen mit einer mittleren Molekularmasse (Zahlenmittel) von 500 bis 6000 Dalton. Als geeignete polymere Polyole können Polyalkylenglykole, aliphatische oder aromatische Polyester, Polycaprolactone, Polycarbonate,
α,α -Polymethacrylatdiole, σ, -Dihydroxyalkylpoly- dimethylsiloxane, hydroxyfunktionelle Makromonomere, hydroxyfunktionelle Telechele, hydroxyfunktionelle Epoxid-Harze oder geeignete Gemische daraus eingesetzt werden.
Geeignete Polyalkylenglykole sind beispielsweise Polypropylenglykole, Polytetramethylenglykole bzw. Polytetr.ahydrofurane, hydrophob modifizierte Polyetherpolymere bestehend aus verseifungsstabilen Blockcopolymeren mit ABA-, BAB- oder (AB)
n-Struktur, wobei A ein Polymer-Segment mit hydrophobierenden Eigenschaften und B ein Polymer-Segment auf Basis Polypropylenoxid repräsentiert, hydrophob modifizierte Polyetherpolyole bestehend aus verseifungsstabilen Blockcopolymeren mit
oder (A.,A
2) „-Struktur, wobei A jeweils Polymer-Segmente mit hydrophobierenden Eigenschaften repräsentiert, hydrophob modifizierte statistische Polyetherpolyole bestehend aus verseifungsstabilen statistischen Copolymeren aus mindestens einem hydrophoben Alkylenoxid und Propylenoxid.
Bevorzugt werden lineare bzw. difunktionelle hydrophob modifizierte Polyetherpolymere bestehend aus verseifungsstabilen Blockcopolymeren mit ABA-, BAB- oder (AB)n-Struktur, wobei A ein Polymer-Segment mit hydrophobierenden Eigenschaften und B ein Polymer-Segment auf Basis Polypropylenoxid darstellt, mit einer mittleren Molekularmasse (Zahlenmittel) von 1000 bis 3000 Dalton eingesetzt.
Geeignete aliphatische oder aromatische Polyester sind beispielsweise Kondensate auf Basis von 1 ,2-Ethandiol bzw. Ethylenglykol und/oder 1 ,4- Butandiol bzw. 1 ,4-Butylenglykol und/oder 1 ,6-Hexandiol bzw. 1 ,6- Hexamethylenglykol und/oder 2,2-Dimethyl-1 ,3-propandiol bzw. Neopentylglykol und/oder 2-Ethyl-2-hydroxymethyl-1 ,3-propandiol bzw. Trimethylolpropan sowie 1 ,6-Hexandisäure bzw. Adipinsäure und/oder 1 ,2-Benzoldicarbonsäure bzw. Phthalsäure und/oder 1 ,3-Benzoldicarbon-
säure bzw. Isophthalsäure und/oder 1 ,4-Benzoldicarbonsäure bzw. Terephthalsäure und/oder 5-SulfoisophthaIsäure-Natrium bzw. deren Ester sowie Umsetzungsprodukte aus Epoxiden und Fettsäuren. Bevorzugt werden lineare bzw. difunktionelle aliphatische oder aromatische Polyester-Polyole mit einer mittleren Molekularmasse (Zahlenmittel) von 1 000 bis 3000 Dalton eingesetzt.
Polycaprolactone auf Basis von ( -Caprolacton (CAPA-Typen, Fa. Solvay Interox Ltd.), Polycarbonate auf Basis von Dialkylcarbonaten und Glykolen (Desmophen 2020, Fa. Bayer AG) und Kombinationen (Desmophen C 200, Fa. Bayer AG) daraus gehören ebenfalls zur Gruppe der Polyester. Bevorzugt werden lineare bzw. difunktionelle Typen mit einer mittleren Molekularmasse (Zahlenmittel) von 1000 bis 3000 Dalton eingesetzt.
Als _7,α/-Polymethacrylatdiole (TEGO® Diol BD 1000, TEGO® Diol MD 1000 N, TEGO® Diol MD 1000 X, Fa. Tego Chemie Service GmbH) mit einer Molekularmasse von 1000 bis 3000 Dalton und σ,α/-Dihydroxyalkylpoly- dimethylsiloxane werden bevorzugt lineare bzw. difunktionelle Typen mit einer mittleren Molekularmasse (Zahlenmittel) von 500 bis 3000 Dalton eingesetzt.
Die Komponente (A)(iii) besteht aus einem niedermolekularen Polyol mit zwei oder mehreren gegenüber Polyisocyanaten reaktiven Hydroxyl- Gruppen mit einer mittleren Molekularmasse (Zahlenmittel) von 50 bis 499 Dalton. Als geeignete niedermolekulare Polyole können beispielsweise 1 ,2- Ethandiol bzw. Ethylenglykol, 1 ,2-Propandiol bzw. 1 ,2-Propylenglykol, 1 ,3- Propandiol bzw. 1 ,3-Propylenglykol, 1 ,4-Butandiol bzw. 1 ,4-Butylen- glykol, 1 ,6-HexandioI bzw. 1 ,6-Hexamethylenglykol, 2-Methyl-1 ,3- propandiol, 2,2-Dimethyl- 1 ,3-propandiol bzw. Neopentylglykol, 1 ,4-Bis- (hydroxymethyl)- cyclohexan bzw. Cyclohexandimethanol, 1 ,2,3-Propan- triol bzw. Glycerol, 2-Hydroxymethyl-2-methyl-1 ,3-propanol bzw. Trimethylolethan, 2-Ethyl-2-hydroxymethyl- 1 ,3-propandiol bzw.
Trimethylolpropan, 2,2-Bis-(hydroxymethyl)-1 ,3-propandiol bzw. Pentaerythrit oder Gemische davon eingesetzt werden. Bevorzugt wird 1 ,4-ButandioI eingesetzt.
Die Polyisocyanat-Komponente (B) besteht aus mindestens einem Polyisocyanat, Polyisocyanat-Derivat oder Polyisocyanat-Homologen mit zwei oder mehreren aliphatischen oder aromatischen Isocyanat-Gruppen. Geeignet sind insbesondere die in der Polyurethan-Chemie hinreichend bekannten Polyisocyanate oder Kombinationen daraus. Als geeignete aliphatische Polyisocyanate können beispielsweise 1 ,6-Diisocyanato- hexan (HDI), 1 -lsocyanato-5-isocyanatomethyl-3,3,5-trimethyl-cyclo- hexan bzw. Isophorondiisocyanat (IPDI), Bis-(4-isocyanatocyclo-hexyl)- methan (H12MDI), 1 ,3-Bis-( 1 -isocyanato-1 -methyl-ethyl)-benzol (m- TMXDI) bzw. technische Isomeren-Gemische der einzelnen aromatischen Polyisocyanate eingesetzt werden. Als geeignete aromatische Polyisocyanate können beispielsweise 2,4-DiisocyanattoIuol bzw. Toluoldiisocyanat (TDI), Bis-(4-isocyanatophenyl)-methan (MDI) und gegebenenfalls dessen höhere Homologe (Polymeric MDI) bzw. technische Isomeren-Gemische der einzelnen aromatischen Polyisocyanate eingesetzt werden. Weiterhin sind auch die sogenannten "Lackpolyisocyanate" auf Basis von Bis-(4-isocyanatocyclo-hexyl)-methan (H12MDI), 1 ,6-Diisocyanatohexan (HDI), 1 -lsocyanato-5-isocyanato-methyl-3,3,5-trimethyl-cyclohexan (IPDI) grundsätzlich geeignet. Der Begriff "Lackpolyisocyanate" kennzeichnet Allophanat-, Biuret-, Carbodiimid-, Isocyanurat-, Uretdion-, Urethan-Gruppen aufweisende Derivate dieser Diisocyanate, bei denen der Rest-Gehalt an monomeren Diisocyanaten dem Stand der Technik entsprechend auf ein Minimum reduziert wurde. Daneben können auch noch modifizierte Polyisocyanate eingesetzt werden, die beispielsweise durch hydrophile Modifizierung von "Lackpolyisocyanaten" auf Basis von 1 ,6-Diisocyanatohexan (HDI) zugänglich sind. Die aliphatischen Polyisocyanate sind gegenüber den aromatischen Polyisocyanaten zu
bevorzugen. Weiterhin werden Polyisocyanate mit Isocyanat-Gruppen unterschiedlicher Reaktivität bevorzugt.
Das NCO/OH-Equivalentverhältnis der Komponenten (A) und (B) wird auf einen Wert von 1,2 bis 2,5, vorzugsweise 1,5 bis 2,25 eingestellt.
Vorzugsweise werden Polyisocyanate. mit Isocyanat-Gruppen unterschiedlicher Reaktivität eingesetzt, um engere Molekularmassen-Verteilungen mit geringerer Uneinheitlichkeitzu erhalten. Dementsprechend werden Polyurethan-Prepolymere mit linearer Struktur bevorzugt, die sich aus dif unktionellen Polyol- und Polyisocyanat-Komponenten zusammensetzen. Die Viskosität der Polyurethan-Prepolymere ist relativ niedrig und weitgehend unabhängig von der Struktur der verwendeten Polyol- und Polyisocyanat- Komponenten.
Die Lösemittel-Komponente (C) besteht aus einem inerten organischen Lösemittel. Als geeignete organische Lösemittel können beispielsweise niedrigsiedende Lösemittel, wie Aceton und Methylethylketon, oder hochsiedende Lösemittel, wie N-Methylpyrrolidon und Dipropylenglykoldimethylether (Proglyde DMMS), eingesetzt werden. Nach der Herstellung können die niedrigsiedenden organischen Lösemittel gegebenenfalls durch Redestillation wieder entfernt werden. Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform enthält die Polyurethan- Dispersion weniger als 10 Gew.-% an organischen Lösemitteln.
In der nachfolgenden Reaktionssstufe (a2) wird das teilweise oder vollständig abreagierte Polyurethan-Preaddukt aus Stufe (a-,) mit 1 bis 10 Gewichtsteilen einer niedermolekularen und anionisch modifizierbaren Polyol-Komponente (A)(iv) und/oder mit 0 bis 20 Gewichtsteilen einer polymeren Diolkomponente (A)(v), gegebenenfalls in Gegenwart eines Katalysators, zum entsprechenden Polyurethan-Prepolymer zur Reaktion gebracht.
Die Herstellung des Polyurethan-Prepolymers gemäss Reaktionsstufe (a2) erfolgt vorzugsweise in der Weise, dass die feingemahlene Polyol- Komponente (A)(iv) mit einer mittleren Teilchengröße < 1 50 μm und die polymere Diolkomponente (A)(v) innerhalb eines Zeitraumes von einigen Minuten bis zu einigen Stunden dem Polyurethan-Preaddukt aus Stufe a.,) zugesetzt bzw. zudosiert werden. Das in Reaktionstufe (a2) eingesetzte Polyurethan-Preaddukt aus Stufe (a.,) -kann bei entsprechender Prozessführung bzw. unvollständiger Umsetzung neben Isocyanat- Gruppen und/oder Polyisocyanat-Monomeren gegebenenfalls auch noch freie Hydroxyl-Gruppen aufweisen.
Die Komponente (A)(iv) besteht aus mindestens einem niedermolekularen und anionisch modifizierbaren Polyol oder Polyamin mit einer oder mehreren gegenüber Polyisocyanaten reaktiven Hydroxyl- und/oder Amino-Gruppen und einer oder mehreren gegenüber Polyisocyanaten inerten Carbonsäure und/oder Sulfonsäure-Gruppe(n), die in Gegenwart von Basen ganz oder teilweise in Carboxylat- und/oder Sulfonat-Gruppen überführt werden können oder bereits in Form von Carboxylat- und/oder Sulfonat-Gruppen vorliegen und einer mittleren Molekularmase von 100 bis 1 000 Dalton (Zahlenmittel) . Als niedermolekulare und anionisch modifizierbare Polyole können beispielsweise Hydroxypivalinsäure (Handelsname HPA, Fa. Perstorp Specialty Chemicals AB), 2-HydroxymethyI~3~hydroxypropansäure bzw. Dimethylolessigsäure, 2-HydroxymethyI-2-methyl-3- hydroxypropan- säure bzw. Dimethylol-propionsäure (Handelsname Bis-MPA, Fa. Perstorp Specialty Chemicals AB), 2-Hydroxymethyl-2-ethyl-3-hydroxypropansäure bzw. Dimethylol-buttersäure, 2-Hydroxymethyl-2-propyI-3- hydroxypropan- säure bzw. Dimethylolvaleriansäure, Citronensäure, Weinsäure, [Tris- (hydroxymethyl)-methyl]-3-aminopropansulfonsäure (TAPS, Fa. Raschig GmbH), Verbindungen auf Basis von 1 ,3-Propansulfon (Fa. Raschig GmbH) und/oder 3-Mercaptopropansulfonsäure, Natrium-Salz (Handelsname MPS, Fa. Raschig GmbH) oder Gemische davon eingesetzt werden. Diese Verbindungen können gegebenenfalls auch Amino-Gruppen anstelle von
Hydroxyl-Gruppen aufweisen. Bevorzugt werden Bishydroxyalkancarbon- säuren und/oder Bishydroxysulfonsäuren bzw. deren Alkalisalze mit einer Molekularmasse von 100 bis 499 Dalton eingesetzt und insbesondere 2-Hydroxymethyl-2-methyl-3-hydroxypropansäurebzw.Dimethylolpropion- säure (Handelsname DMPAS der Fa. Trimet Technical Products, Inc.).
Die Komponente (A)(v) besteht aus 0 bis 20 Gewichtsteilen einer polymeren Polyol-Komponente mit zwei oder mehr gegenüber Polyisocyanaten reaktiven Hydroxyl-Gruppen und weiteren gegenüber Polyisocyanaten inerten hydrophilen Gruppen, wie z.B. Polyethylenoxid- Segmente, mit einer mittleren Molekularmasse von 500 bis 5000 Dalton (Zahlenmittel). Bevorzugt werden Umsetzungsprodukte aus Poly- (ethylenoxid[-co/jö/oc r/ra/7-propylenoxid])-monoalky lethern, einem Diisocyanat und Diethanolamin eingesetzt.
Die Durchführung der Reaktionsstufen (a.,) und (a2) ist im Hinblick auf die Reaktionsbedingungen relativ unkritisch. Der Reaktionsansatz wird in den Reaktionsstufen (a^ und (a2) unter Ausnutzung der Exothermie der Polyadditions-Reaktion bis zum Erreichen des berechneten bzw. theoretischen NCO-Gehaltes vorzugsweise bei 60 bis 1 20 ° C, insbesondere bei 80 bis 100 ° C, unter Inertgas-Atmosphäre gerührt. Die erforderlichen Reaktionszeiten liegen im Bereich von einigen Stunden und werden durch Reaktions-Parameter, wie die Reaktivität der Komponenten, die Stöchiometrie der Komponenten und die Temperatur, maßgebend beeinflusst.
Die Umsetzung der Komponenten (A) und (B) in den Reaktionsstufen (a.,) und/oder (a2) kann in Gegenwart eines für Polyadditions-Reaktionen an Polyisocyanaten üblichen Katalysators erfolgen. Bei Bedarf erfolgt ein Zusatz dieser Katalysatoren in Mengen von 0,01 bis 1 Gew.-% bezogen auf die Komponenten (A) und (B). Gebräuchliche Katalysatoren für Polyadditions-Reaktionen an Polyisocyanate sind beispielsweise
Dibutylzinnoxid, Dibutylzinndilaurat (DBTL), Triethylamin, Zinn(ll)-octoat, 1 ,4-Diaza-bicyclo[2,2,2]octan (DABCO), 1 ,4-Diaza-bicyclo[3,2,0]-5- nonen (DBN), 1 ,5-Diaza-bicyclo[5,4,0]-7-undecen (DBU) .
Das anionisch modifizierbare Polyurethan-Prepolymer aus Reaktionsstufe (a2) wird in der nachfolgenden Reaktionsstufe (a3) vollständig oder teilweise m it 0 b is 1 5 G ewi chtstei l en ei n er m u ltif u n kti o n el l en Kettenstopper-Komponente (D) zur Reaktion gebracht, unter Bedingungen, bei denen jeweils nur eine reaktive Gruppe oder Komponente (D) mit einer Isocyanat-Gruppe des Polyurethan-Preaddukts abreagiert. Die Reaktions-Stufe (a3) wird vorzugsweise bei einer Temperatur von 60 bis 1 20 ° C, insbesondere bei 80 bis 100 ° C durchgeführt.
Die Kettenstopper-Komponente (D) besteht vorzugsweise aus einem oder mehreren Polyolen, Polyaminen und/oder Polyaminoalkoholen mit drei oder mehr gegenüber Isocyanat-Gruppen reaktiven Hydroxyl- und/oder primären und/oder sekundären Amino-Gruppen und einer mittleren Molekularmasse von 50 bis 500 Dalton (Zahlenmittel), von denen eine mit dem Polyurethan-Preaddukt abreagiert. Als geeignete Kettenstopper- Komponente (D) können beispielsweise Diethanolamin, Trimethylol-propan, Ditrimethylolpropan, Pentaerythrit, Dipentaerythryt, Kohlenhydrate und/oder deren Derivate eingesetzt werden. Bevorzugt werden aliphatische oder cycloaliphatische Polyole und/oder Polyamine und/oder Aminoalkohole eingesetzt und insbesondere Diethanolamin, und/oder Trimethylolpropan.
Die Kettenstopper-Komponente (D) wird in einer solchen Menge zugegeben, dass der Kettenstoppungsgrad, bezogen auf die freien Isocyanat-Gruppen des Polyurethan-Prepolymers, aus den Komponenten (A) und (B) bei 0 bis 1 00 Equivalent-%, liegt.
Das funktionalisierte und anionisch modifizierbare Polyurethan-Oligomer oder -Polymer aus Reaktionsstufe (a3), das zwei oder mehrere reaktive
Gruppen pro Kettenende und eine Gesamtfunktionalität von >4 aufweist, wird in der nachfolgenden Reaktionsstufe (a4) mit 0, 1 bis 1 0 Gewichtsteilen einer Neutralisations-Komponente (E) zur teilweisen oder vollständigen Neutralisation- der Carbonsäure- und/oder Sulfonsäure- Gruppen zur Reaktion gebracht (direkte Neutralisation) . Die Reaktions- Stufe (a4) wird vorzugsweise bei einer Temperatur von 40 bis 65 ° C, insbesondere bei ca. 50 ° C, durchgeführt.
Die Neutralisations-Komponente (E) besteht aus einer oder mehreren Basen, die zur teilweisen oder vollständigen Neutralisation der Carbonsäure- und/oder Sulfonsäure-Gruppen dienen. Sofern die Komponente (A)(iv) b e re its i n Fo rm i h re r Sa l ze vo rl i e gt, ka n n a u f d i e Neutralisations-Komponente (E) verzichtet werden. Als geeignete Basen können beispielsweise tertiäre Amine wie N,N-Dimethylethanolamin, N-Methyldiethanolamin, Triethanolamin, N,N-Dimethylisopropanolamin, N-Methyldiisopropanolamin, Triisopropylamin, N-Methylmorpholin, N-Ethylmorpholin, Triethylamin, Ammoniak oder Alkalihydroxide wie Lithiumhydroxid, Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid eingesetzt werden. Bevorzugt werden tertiäre Amine und insbesondere Triethylamin eingesetzt.
Die Neutralisations-Komponente (E) wird in einer solchen Menge zugegeben, dass der Neutralisations-Grad bezogen auf die freien Carbonsäure- und/oder Sulfonsäure-Gruppen des Polyurethan-Oligomers oder -Polymers aus den Komponenten (A), (B) und (D) bei 60 bis 100 Equivalent-%, vorzugsweise bei 80 bis 95 Equivalent-%, liegt. Bei der Neutralisation werden aus den Carbonsäure- und/oder Sulfonsäure- Gruppen Carboxylat- und/oder Sulfonat-Gruppen gebildet, die zur anionischen Modifizierung bzw. Stabilisierung der Polyurethan-Dispersion dienen.
Das funktionalisierte und anionisch modifizierte Polyurethan-Oligomer oder- Polymer aus Reaktionsstufe (a4) wird in der nachfolgenden Reaktionsstufe
(a5) in 40 bis 120 Gew. -Teilen Wasser, welches noch 0 bis 50 Gew. -Teile einer Formulierungs-Komponente (F) enthalten kann [in-situ Formulierung), dispergiert. Die Reaktions-Stufe (a5) wird vorzugsweise bei einer Temperatur von 30 bis 50 ° C, insbesondere bei ca. 40 " C, durchgeführt. Bei Bedarf kann das Wasser, welches noch die Formulierungs-Komponente (F) enthalten kann, auch in das multifunktionelle und anionisch modifizierte Polyurethan-Oligomer oder -Polymer dispergiert werden.
Die Reaktionsstufen (a4) und (a5) können auch so zusammengefasst werden, dass die Komponente (E) dem Wasser vor dem Dispergieren zugesetzt wird (indirekte Neutralisation). Bei Bedarf kann auch eine
Kombination aus direkter und indirekter Neutralisation angewendet werden.
Bei der Dispergierung wird das Polyurethan-Prepolymer in das Dispergier-Medium überführt und bildet dabei eine wässrige Lösung oder
Dispersion von gegebenenfalls hydroxy- und/oder aminofunktionellen Oligo- oder Polyurethanen aus. Das anionisch modifizierte Polyurethan- Oligomer oder -Polymer bildet dabei entweder Micellen, die an der Oberfläche stabilisierende Carboxylat- und/oder Sulfonat-Gruppen und im Inneren reaktive Isocyanat-Gruppen aufweisen, oder liegt gelöst in der wässrigen
Phase vor. Alle kationischen Gegen-Ionen zu den anionischen Carboxylat- und/oder Sulfonat-Gruppen sind im Dispergier-Medium gelöst. Die Begriffe
"Dispergierung" bzw. "Dispersion" beinhalten, dass neben dispergierten
Komponenten mit micellarer Struktur auch solvatisierte und/oder suspendierte Komponenten enthalten sein können.
Der Härtegrad des verwendeten Wassers ist für das Verfahren unerheblich, die Verwendung von destilliertem oder entsalztem Wasser ist daher nicht erforderlich. Hohe Härtegrade bewirken eine weitere Verringerung der Wasseraufnahme der wässrigen hochvernetzten Zweikomponenten- Polyurethan-Beschichtungssytems, ohne deren Material-Eigenschaften negativ zu beinflussen.
Die Formulierungs-Komponente (F) besteht aus Entschäumern, Entlüftern, G l eit- und Ve rl auf additiven , strahlen h ärtende Add itiven , Dispergieradditiven, Substratnetzadditiven, Hydrophobierungsmitteln, Rheologieadditiven, wie Polyurethan-Verdicker, Koaleszenzhilfsmitteln, Mattierungsmitteln, Haftvermittlern, Frostschutzmitteln, Antioxidantien, UV-Stabilisatoren, Bakteriziden, Fungiziden, weiteren Polymeren und/oder Polymer-Dispersionen sowie Füllstoffen, Pigmenten, Mattierungsmitteln oder geeignete Kombination daraus. Die einzelnen Formulierungs- Bestandteile sind dabei als inert zu betrachten.
Das gegebenenfalls nur teilweise kettengestoppte funktionalisierte und anionisch modifizierte Polyurethan-Oligomer oder -Polymer aus Reaktonsstufe (a5) wird in der anschließenden Reaktionsstufe (a6) mit 0 bis 1 0 Gewichtsteilen einer Kettenverlängerungs-Komponente (G) zur Reaktion gebracht. Die Reaktionsstufe (a6) wird vorzugsweise bei einer Temperatur von 30 bis 50 ° C, insbesondere bei ca. 40 ° C, durchgeführt.
Die Reaktionsstufen (a5) und (a6) können auch so zusammengefasst werden, dass die Komponente (G) dem Wasser vor dem Dispergieren zugesetzt wird.
Die Kettenverlängerungs-Komponente (G) besteht aus einem Polyamin mit zwei oder mehr gegenüber Polyisocyanaten reaktiven Amino- Gruppen und einer mittleren Molekularmasse von 50 bis 500 Dalton (Zahlenmittel). Als geeignete Polyamine können beispielsweise Adipinsäuredihydrazid, Ethylendiamin, Diethylentriamin, Triethylentetramin, Tetraethylenpentamin, Pentaethylenhexamin, Dipropylentriamin, Hexamethylendiamin, Hydrazin, Isophorondiamin, N-(2-Aminoethyl)-2-aminoethanol, Addukte aus Salzen der 2-Acrylamido- 2-methylpropan-1 -sulfonsäure (AMPSΘ) und Ethylendiamin, Addukte aus Salzen der (Meth)acrylsäure und Ethylendiamin, Addukte aus 1 ,3- Propansulfon und Ethylendiamin oder beliebige Kombinationen dieser Polyamine verwendet werden. Bevorzugt
werden difunktionelle primäre Amine und insbesondere Ethylendiamin eingesetzt.
Die Kettenverlängerungs-Komponente (G) wird in einer solchen Menge zugegeben, dass der Kettenverlängerungsgrad bezogen auf die freien Isocyanat-Gruppen des Polyurethan-Oligomers oder -Polymers aus den Komponenten (A), (B), (D) und (E) bei 0 bis 95 Equivalent-% liegt. Die Kettenverlängerungs-Komponente (G) kann in vorab entnommenen Anteilen des Wassers im Gewichtsverhältnis 1 : 1 bis 1 : 10 verdünnt werden, um die zusätzliche Exothermie durch die Hydratisierung der Amine zurückzudrängen.
Die (partielle) Kettenverlängerung führt zur Erhöhung der Molekularmasse des Polyurethan-Oligomers bzw. -Polymers. Die Kettenverlängerungs- Komponente (E) reagiert dabei mit reaktiven Isocyanat-Gruppen wesentlich rascher als Wasser. Im Anschluss an die Reaktions-Stufe (a6) werden eventuell noch vorhandene freie Isocyanat-Gruppen mit Wasser vollständig kettenverlängert.
Der Festkörper-Gehalt an Polyurethan-Oligomer oder -Polymer bestehend aus den Komponenten (A), (B), (D), (E) und (G) wird- auf 35 bis 60 Gew.-%, vorzugsweise 40 bis 50 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der wässrigen Bindemittel-Komponente bestehend aus den Komponenten (A) bis (E) und (G), eingestellt.
Die mittlere Partikelgröße der Micellen der wässrigen Bindemittel- Komponente bestehend aus den Komponenten (A) bis (E) und (G) beträgt vorzugsweise 10 bis 300 nm.
Die mittlere Molekularmasse des Polyurethan-Oligomers oder -Polymers bestehend aus den Komponenten (A), (B), (D), (E) und (G) beträgt vorzugsweise 2000 bis 20 000 Dalton (Zahlenmittel).
Der Gehalt an Carboxylat- und/oder Sulfonat-Gruppen des Polyurethan- Oligomers oder -Polymers bestehend aus den Komponenten (A), (B), (D), (E) und (G) wird vorzugsweise auf 10 bis 45 meq-( 1 00 g)"1, besonders bevorzugt auf 1 5 bis 30 meq-(1 00 g)"1 eingestellt.
Die Bindemittel-Komponente liegt in Form einer Dispersion oder molekulardispersen Lösung von gegebenenfalls hydroxy- und/oder aminofunktionellen Oligo- bzw. Polyurethanen vor, die mit Wasser verdünnbar sind und in einem pH-Bereich von 6 bis 9 liegen. Sie können gegebenenfalls noch weitere wasserverdünnbare organische Polyhydroxyverbindungen, wie wasserlösliche Alkohole mit mehr als zwei Hydroxylgruppen, wie z. B. Glycerin, Trimethylolpropan, 1 ,2,3-Butantriol, 1 ,2,6-Hexantriol, Pentaerythrit oder Zucker, enthalten, wodurch die lacktechnischen Eigenschaften der ausgehärteten Beschichtung entsprechend modifiziert werden können.
Die Stabilisierung dieser Dispersionen oder Lösungen erfolgt durch die Anwesenheit von ionisch hydrophilen Gruppen, wie z.B. Carboxylat-, Sulfonat- oder anderen hydrophilen Gruppen, die durch vollständige oder teilweise Neutralisation der entsprechenden Säure-Gruppen erhalten werden.
Die Bindemittel-Komponente aus Reaktionsstufe (a5) oder (a6) wird gegebenenfalls schließlich in der Reaktionsstufe (b) mit der gegebenenfalls hydrophil modifizierten Vernetzer-Komponente (H) vorzugsweise im Verhältnis 3: 1 bis 5: 1 (bezogen auf das jeweilige Gewicht) zur Reaktion g e b r a c ht , wo b e i d i e Ve rn etz e r- Ko m p o n e nte ( H ) z u r Bindemittel-Komponente gegeben wird und man nach der Applikation ein hochvernetztes Anti-Graffiti- und Anti-Soiling Polγurethan- Beschichtungssystem erhält. Die Reaktionsstufe (b) wird vorzugsweise bei einer Temperatur von 20 bis 40 ° C, insbesondere bei ca. 20 ° C, durchgeführt.
Die Vernetzer-Komponente (H) besteht aus wasserdispergierbaren Polyisocyanaten mit aliphatisch und/oder cycloaliphatisch und/oder aromatisch gebundenen Isocyanat-Gruppen, welche 0 bis 20 Gewichtsteile eines organischen Lösemittels enthalten. Die aliphatischen Polyisocyanate sind gegenüber den aromatischen Polyisocyanaten zu bevorzugen. Geeignet sind insbesondere die in Polyurethan-Chemie hinreichend b e k a n n t e n " L a c k p o l y i s o c y a n a t e " a u f B a s i s v o n Bis-(4-isocyanatocyclo-hexyl)-methan (H12MDI), 1 ,6-Diisocyanatohexan (HDI), 1 -lsocyanato-5-isocyanatomethyl-3,3,5-trimethyl-cyclohexan (IPDI) oder Kombinationen daraus. Der Begriff "Lackpolyisocyanate" kennzeichnet Allophanat-, Biuret-, Carbodiimid-, Isocyanurat-, Uretdion-, Urethan-Gruppen aufweisende Derivate dieser Diisocyanate, bei denen der Rest-Gehalt an monomeren Diisocyanaten dem Stand der Technik entsprechend auf ein Minimum reduziert wurde. Daneben können auch noch hydrophil modifizierte Polyisocyanate eingesetzt werden, die beispielsweise durch Umsetzung von "Lackpolyisocyanaten" mit Polyethylenglykol zugänglich sind. Als geeignete Polyisocyanate können beispielsweise handelsübliche HDI-Isocyanurate ohne (Handelsname Rhodocoat WT 2102, Fa. Rhodia AG) oder mit hydrophiler Modifizierung (Handelsname Basonat P LR 8878, Fa. BASF AG, Handelsname Desmodur DA bzw. Bayhydur 3100 der Fa. Bayer AG) eingesetzt werden.
Zur Herstellung des gebrauchsfertigen wässrigen fluormodifizierten Zweikomponenten-Polyurethan-Beschichtungsmittels wird die Vernetzer-Komponente (H) ("Härter", Teil B) kurz vor der Verarbeitung in die Bindemittel-Komponente aus den Komponenten (A) bis (G) ("Stammlack", Teil A) eingemischt. Um ein problemloses Emulgieren zu erreichen, empfiehlt es sich, die Polyisocyanate mit geringen Mengen organischer Lösemittel, wie z.B. Dipropylenglykoldimethylether (Proglyde DMMβ), Butyl(di)glykolacetat oder Butylacetat, zu verdünnen. Meistens sind einfache Emulgiertechniken, beispielsweise mit einem mechanischen Rührwerk (Bohrmaschine mit Rührer), ausreichend, um eine homogene
Verteilung der Komponenten zu erreichen. Die Mengen der Bindemittel- Komponente und der Vernetzer-Komponente werden dabei so bemessen, dass das NCO/(OH + NH(2))-Equivalentverhältnis der Isocyanat-Gruppen der Vernetzer-Komponente und der Hydroxyl- und/oder Amino-Gruppen der Bindemittel-Komponente auf 1 , 1 bis 1 ,6 vorzugsweise 1 ,2 bis 1 ,4, eingestellt wird.
Es lassen sich auf diese Weise transparente kratzfeste Beschichtungen mit sehr geringen Oberflächenenergien und, bedingt durch eine hohe Vernetzungsdichte, mit hervorragenden Eigenschaften erzielen. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Verarbeitbarkeit als auch in Bezug auf die Oberflächen- und mechanischen Eigenschaften verbunden mit einer sehr guten Lösemittel- und Chemikalienbeständigkeit. Aufgrund der fluorierten Seitenketten sowie des vergleichsweise niedrigen Gehalts an hydrophilen Gruppen in der Bindemittel-Komponente zeichnen sich die Beschichtungen auch durch eine ausgezeichnete Wasserfestigkeit aus.
Die Applikation des erfindungsgemäßen wässrigen hochvernetzten Anti-Graffiti- und Anti-Soiling Polyurethan-Beschichtungssystems erfolgt mit den aus der Lacktechnologie bekannten Methoden, wie z.B. Fluten, Gießen, Rakeln, Rollen, Spritzen, Streichen, Tauchen, Walzen.
Die Trocknung und Aushärtung der Beschichtungen erfolgt im Allgemeinen bei normalen (Außen- und lnnen-)Temperaturen im Bereich von 5 bis 40 ° C, d.h. ohne spezielles Erhitzen der Beschichtung, kann jedoch je nach Anwendung auch bei höheren Temperaturen im Bereich von 40 bis 1 00 ° C erfolgen.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung der erfindungsgemäßen wässrigen hochvernetzten AntiGraffiti- und Anti-Soiling Polyurethan-Beschichtung im Bau- oder im Industrie-Bereich als formulierte oder unformulierte chemikalienstabile und
lichtechte Lack- und/oder Beschichtungssysteme für die Oberflächen von mineralischen Baustoffen, wie z.B. Beton, Gips, Keramik, Ton, Zement, sowie für die Oberflächen von Glas, Gummi, Holz und Holzwerkstoffen, Kunststoff, Metall, Papier, Verbundwerkstoffen oder Leder.
Die erfindungsgemäß vorgeschlagenen wässrigen hochvernetzten AntiGraffiti- und Anti-Soiling Polyurethan-Beschϊchtungssysteme eignen sich außerdem einzeln oder in Kombination zum Systemaufbau von
(a) schmutzabweisenden Anti-Graffiti-Coatings auf Kunstoff, Holz oder Metall für z. B. Verkehrsschilder oder Eisenbahnwaggons, (R) schmutzabweisenden Beschichtungen von Rotoren für
Windkraftanlagen, (y) schmutzabweisenden Bodenbeläge im Innen- und Außenbereich.
Die Oberflächenenergie eines getrockneten Films, der auf Basis eines erfindungsgemäßen Beschichtungssystems hergestellt wurde, beträgt vorzugsweise weniger als 1 8,6 mN/m, dem in der Literatur angegebenen Wert für Teflon®.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher veranschaulichen.
Beispiele
Beispiel 1 : Fluormodifizierte Diolkomponente (T-Bone)
In einem Vierhalskolben, ausgerüstet mit KPG-Rührer, Rückflusskühler, Innenthermometer und Stickstoff-Deckung, wurden 0, 1 mol 2,4-Toluylen- diisocyanat (TDl) (Desmodur T 80, Bayer AG), gelöst in 28,8 g N-Methylpyrrolidon (NMP), unter Stickstoff-Deckung vorgelegt und auf ca. 1 5-20 ° C abgekühlt. Ein Auskristallisieren von 2,4-Toluylendiisocyanat (TDl) sollte dabei unbedingt vermieden werden. Nach Zugabe von 2 Tropfen Dibutylzinndilaureat (DBTL) als Katalysator wurden unter Kühlung innerhalb von ca. 1 h eine äquimolare Menge Fluoralkohol (z.B. Zonyf BA, Du Pont de Nemours) langsam zugetropft. Nach Beendigung des Zutropfens wurde der Ansatz 1 h bei gleicher Temperatur nachgerührt bis der gewünschte NCO-Wert erreicht wurde. Das Preaddukt wurde anschließend unter Kühlung zu einer äquimolaren Menge Diethanolamin (DEA), vermischt mit 3,0 g N-Methylpyrrolidon (NMP), langsam zugetropft.
Die Reaktion ist beendet, wenn der NCO-Wert auf Null gesunken ist.
Beispiel 2: Hydroxyfunktionelle fluormodifizierte Polyurethan-Dispersion auf Polycarbonatbasis
In einem Vierhalskolben ausgerüstet, mit KPG-Rührer, Rückflusskühler, Thermometer und Stickstoff-Deckung, wurde ein Gemisch aus 1 2,36 g fluormodifizierter Diolkomponente (siehe Beispiel 1 ,. enthält 3,71 g N-Methylpyrrolidon (NMP)) und 49,72 g Isophorondiisocyanat (Vestanat® IPDI, Fa. Degussa AG) in Gegenwart von 0, 1 g Dibutylzinndilaureat (DBTL) als Katalysator unter Stickstoff-Deckung 1 ,5 h bei 80-90 ° C gerührt. Nach Zugabe von 8,40 g Dimethylolpropionsäure (DMPA®), 1 00,00 g eines Polycarbonatdiols mit einer Hydroxyl-Zahl von 56 mg KOH -g"1 (Desmophen® C 200, Fa. Bayer AG) und 26,29 g N-Methyl-pyrrolidon
(NMP) zum Preaddukt wurde die Mischung unter Stickstoff- Deckung bei 80-90 °C ca. 50 min weiter gerührt, bis der berechnete NCO-Gehalt erreicht wurde (Theorie: 4,24 Gew.-%). Der Verlauf der Reaktion wurde acidimetrisch verfolgt.
Das Prepolymer wurde dann unter intensivem Rühren in 233,48 g Wasser, versetzt mit 6,02 g Triethylamin (TEA) (indirekte Neutralisation), dispergiert und anschließend mit 16,57 g N-(2-Aminoethyl)-2-aminoethanol (50%ige wässrige Lösung) kettenverlängert.
Es wurde eine stabile Polyurethan-Dispersion mit folgender Charakteristik erhalten:
Beispiel 3: Wässriges fluormodifiziertes Zweikomponenten-Polyurethan- Beschichtungsystem auf Basis von Beispiel 2
Durch Einarbeiten von Rhodocoat WT 2102, welches zuvor mit Dipropylenglykoldimethylether(ProglydeDMM
s) mittels eines mechanischen Rührers gemischt wurde (9:1 ), erhält man einen Zweikomponenten-Polyurethanklarlack mit einem NCO/OH- Equivalentverhältnis von 1,3.
Beispiel 4: Hydroxyfunktionelle fluormodifizierte Oligourethan- Dispersion, kettengestoppt mit Trimethylolpropan (T P)
In einem Vierhalskolben, ausgerüstet mit KPG-Rührer, Rückflusskühler, Thermometer und Stickstoff-Deckung, wurde ein Gemisch aus 1 2, 1 5 g fluormodifizierter Diolkomponente (siehe Beispiel 1 , enthält 3,65 g N-Methylpyrrolidon (NMP)), 100,00 g eines Polycarbonatdiols mit einer Hydroxyl-Zahl von 56 mg KOH-g"1 (Desmophen19 C 200, Fa. Bayer AG) und 43,55 g Isophorondiisocyanat (Vestanat® IPDI, Fa. Degussa AG) in Gegenwart von 0, 1 g Dibutylzinndilaureat (DBTL) als Katalysator unter Stickstoff- Deckung 2,0 h bei 80-90 ° C gerührt. Nach Zugabe von 4,90 g Dimethylolpropionsäure (DM PA®)), gelöst in 1 1 ,35 g N-Methylpyrrolidon (NMP) zum Preaddukt, wurde die Mischung unter Stickstoff-Deckung bei 80-90 ° C weiter gerührt, bis der berechnete NCO-Gehalt erreicht wurde
(Theorie: 4, 1 8 Gew.-%) . Der Verlauf der Reaktion wurde acidimetrisch verfolgt.
Anschließend wurden 26,30 g Trimethylolpropan gelöst in 25,00 g N-Methylpyrrolidon (NMP) zugegeben und der Ansatz für weitere 4 h bei 80-90 ° C gerührt, bis der NCO-Wert auf Null gesunken war. Nach dem Abkühlen auf 60 ° C wurde das Prepolymer- mit 3,33 g an Triethylamin (TEA) direkt neutralisiert. Das Prepolymer wurde dann unter intensivem Rühren in 240,00 g Wasser dispergiert.
Es wurde eine stabile Oligourethan-Dispersion mit folgender Charakteristik erhalten:
Beispiel 5: Wässriges fluormodifiziertes Zweikomponenten-Polyurethan- Beschichtungsystem (hochvernetzt) auf Basis von Beispiel 4
Durch Einarbeiten von Rhodocoat WT 2102, welches zuvor mit Dipropylenglykoldimethylether (Proglyde DMM
®) mittelseines mechanischen Rührers gemischt wurde (9: 1 ), erhält man einen Zweikomponenten- Polyurethanklarlack mit einem NCO/OH- Equivalentverhältnis von 1 , 1 .
Beispiel 6: Fluormodifizierte Polyurethan-Dispersion auf Polyesterbasis
In einem Vierhalskolben, ausgerüstet mit KPG-Rührer, Rückflusskühler, Thermometer und Stickstoff-Deckung, wurde ein Gemisch aus 1 2,43 g fluormodifizierter Diolkomponente (siehe Beispiel 1 , enthält 3,73 g N-Methylpyrrolidon (NMP)) und 102, 1 6 g Isophorondiisocyanat (Vestanat® IPDI, Fa. Degussa AG) in Gegenwart von 0, 1 g Dibutyl- zinndilaureat (DBTL) als Katalysator unter Stickstoff-Deckung 1 ,5 h bei 80-90 ° C gerührt. Nach Zugabe von 14,00 g 1 ,4-Butandiol, 1 5,00 g Dimethylolpropionsäure (DMPA 100,00 g eines Polyesterdiols mit einer Hydroxyl-Zahl von ca. 56, 1 mg KOH-g"1 (Bester® 42 H, Fa. Poliolchimica S.p.A.), alles gelöst in 46,27 g N-Methylpyrrolidon (NMP), wurde die Mischung unter Stickstoff-Deckung bei 80-90 ° C eine weitere Stunde
gerührt, bis der berechnete NCO-Gehalt erreicht wurde (Theorie: 3,81 Gew.-%) . Der Verlauf der Reaktion wurde acidimetrisch verfolgt.
Das Prepolymer wurde dann unter intensivem Rühren in 341 ,41 g Wasser, versetzt mit 1 1 ,32 g Triethylamin (TEA) (indirekte Neutralisation), dispergiert und anschließend mit 33, 1 2 g Ethylendiamin (1 6,7%ige wässrige Lösung) kettenverlängert.
Es wurde eine stabile Polyurethan-Dispersion mit folgender Charakteristik erhalten:
Oberflächenenergien von ausgehärteten Filmen der erfindungsgemäßen wässrigen fluormodifizierten Polyurethan-Beschichtungsysteme
Die wässrigen fluormodifizierten Zweikomponenten-Polyurethan- Beschichtungen, gemäß den Beispielen 3, 5 und 6, wurden mittels Aufziehrakel auf Glasplatten aufgezogen (Nassfilmstärke 1 50 μm) und die Filme anschließend bei Raumtemperatur getrocknet. Nach 7 Tagen wurden sie mit Hilfe der Sessile Drop Methode bestimmt, indem die Kontaktwinkel einer Serie von apolaren Flüssigkeiten (Hexadecan, Dodecan, Decan und Octan) auf den Filmoberflächen gemessen wurden.
Die Prüfergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt.